Hier erhalten Sie Hintergrundinformationen zu einzelnen herausgehobenen Objekten.
Fabrikglocke aus der Weberei H. & J. Huesker & Co. in Gescher, 1863, Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher (Gießer: Rudolf Edelbrock), Bronze, Westfälisches Glockenmuseums Gescher, Inv. Nr. 65/101 (Dauerleihgabe aus Privatbesitz)
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Die Industrielle Revolution und die Arbeitszeit
Mit der Industriellen Revolution entstand das kulturelle Konstrukt der „Arbeitszeit“. In den Jahrhunderten zuvor waren Bauern und Handwerker weitgehend frei in der zeitlichen Einteilung ihrer Tätigkeiten gewesen. Die neu entstandene Arbeiterklasse verlor diese Autonomie hingegen. Die Abläufe in den Fabriken erforderten eine präzise Taktung. Die Arbeiter waren fortan an tägliche feste Arbeitszeiten und Werktage gebunden, die in der Regel überwacht und kontrolliert wurden. Das Nichtbeachten der Regeln wurde sanktioniert. Zu Beginn der Industrialisierung konnten diese Anforderungen Arbeiter, die oft einen weiten Weg zu Arbeitsstätte zurücklegen mussten, vor Herausforderungen stellen. Viele besaßen keine Uhr und öffentliche Signale zur Zeiteinteilung waren meist noch rar.
Babyrassel, Gehänge mit drei Glöckchen und Pfeife, Deutschland, letztes Viertel 19. Jahrhundert, Silber und Elfenbein, Westfälisches Glockenmuseum Gescher, Inv. Nr. 92/631.
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Rasseln: Spielzeug und Glücksbringer
Glöckchen und Rasseln als Spielzeug kleiner Kinder sind uns bis heute in unserem Alltag vertraut. Tatsächlich besitzen sie eine lange Geschichte und sind in allen Kulturen verbreitet. Die ersten einfachsten Formen der Rassel waren Fruchtkapseln mit Samenkörnern. Auch aus Ton oder Weidengeflecht wurde über Jahrhunderte klingendes Spielzeug gefertigt. Glocken wiederum sind seit 5000 Jahren in Gebrauch und galten schon seit dem Altertum als Glücksbringer. In frühen Kinderbildnissen sehen wir die Jüngsten bereits mit Schellen und Glöckchen, die das Kind unterhalten, aber auch Unheil von ihm abwenden sollten. Auch in der Wöchnerinnenstube vertraute man auf Glöckchen als Amulette, um einen glücklichen Geburtsverlauf angesichts der hohen Säuglings- und Müttersterblichkeit zu unterstützen.
Haarbild, blondes Haar in Kranzform, 19. Jahrhundert, 36 x 34 cm, Museumshof Gescher, Inv. Nr. 109.
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Erinnerungsstücke aus Haaren
Die Herstellung von Schmuck und Bildern aus Haaren war in der Volkskunst des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. So war es zum Beispiel ein gängiger Hochzeitsbrauch, dass aus dem abgeschnittenen Zopf der Braut ein Schmuckstück für den Bräutigam gefertigt wurde. Da Haare auch nach dem Tod nicht zerfallen, boten sie sich in besonderem Maße an, um eine Erinnerung an eine nahestehende Person zu bewahren.